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Das zweite Staatsexamen ist die letzte große Hürde auf dem Weg zum Volljuristen – und für viele die größte Herausforderung des gesamten Jurastudiums. Während das erste Examen stark auf theoretische Rechtskenntnisse setzt, liegt der Fokus im Assessorexamen auf der praxisnahen Fallbearbeitung. Klausuren im Stil richterlicher Entscheidungen, staatsanwaltlicher Verfügungen oder Anwaltsschriftsätze stellen völlig neue Anforderungen an die Bearbeitungstechnik. Dazu kommt die mündliche Prüfung, in der nicht nur Fachwissen, sondern auch Argumentationsstärke und Auftreten zählen.
Eine strukturierte Vorbereitung ist daher essenziell. Doch wann sollte man anfangen? Welche Lernmethoden sind effektiv? Und wie lässt sich die Examensvorbereitung mit den Anforderungen der Stationen im Referendariat vereinbaren?
Dieser Artikel gibt dir eine klare Strategie an die Hand, mit der du das Assessorexamen effizient und gezielt vorbereiten kannst.
Das zweite Examen unterscheidet sich in mehreren Punkten grundlegend vom ersten. Während es im ersten Examen um die theoretische Anwendung des Rechts geht, stehen im Assessorexamen praxisnahe Falllösungen im Mittelpunkt. Die Erwartungshaltung ist eine andere: Es wird nicht nur geprüft, ob du die richtige Lösung findest, sondern auch, ob du eine praxisgerechte Entscheidung treffen kannst.
Ein weiteres großes Problem für viele Referendare ist das Zeitmanagement. Anders als beim ersten Examen ist man im Referendariat nicht mehr Vollzeit-Student, sondern muss die Examensvorbereitung mit der Arbeit in den Stationen und der AG unter einen Hut bringen. Wer sich hier nicht frühzeitig organisiert, gerät schnell in Stress.
Zudem ist das Prüfungsformat völlig anders. Klausuren müssen oft in einem knappen, vorgegebenen Stil formuliert werden – sei es als richterlicher Beschluss, staatsanwaltliche Verfügung oder anwaltlicher Schriftsatz. Auch die mündliche Prüfung hat eine hohe Gewichtung und erfordert neben Fachwissen auch rhetorische Fähigkeiten.
Eine gute Vorbereitung auf das Assessorexamen erfordert eine klare Strategie. Viele Referendare unterschätzen den Aufwand und beginnen erst spät mit dem intensiven Lernen. Empfehlenswert ist es, sich bereits sechs bis neun Monate vor dem Examen eine feste Struktur zu geben.
Ein realistischer Zeitplan könnte so aussehen:
Besonders wichtig ist es, das Lernen mit der Stationsarbeit zu kombinieren. In der Anwalts- oder Wahlstation kann es hilfreich sein, sich gezielt Stationen zu suchen, die einen Bezug zu den examensrelevanten Themen haben – beispielsweise eine Station bei der Staatsanwaltschaft für das Strafrecht oder in einer verwaltungsrechtlich ausgerichteten Kanzlei.
Im zweiten Examen sind die Klausuren der entscheidende Faktor. Je nach Bundesland sind es zwischen sieben und elf Klausuren, die sich auf die Bereiche Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht verteilen. Ein guter Theoriewissenstand allein reicht nicht – es kommt darauf an, die Bearbeitungstechnik zu beherrschen.
Viele Referendare machen den Fehler, zu lange ausschließlich Theoriestoff zu wiederholen. Dabei gilt für das Assessorexamen: Schreiben, schreiben, schreiben! Mindestens eine Klausur pro Woche sollte Pflicht sein, um Routine zu bekommen. Besonders hilfreich sind Examensklausuren aus vergangenen Jahrgängen, da sich typische Fallmuster oft wiederholen.
Neben der Quantität ist auch die Analyse der Klausuren entscheidend. Eine ausführliche Nachbereitung ist wichtiger als das bloße Durcharbeiten von Fällen. Welche Argumentation hat der Korrektor erwartet? Wo gab es Punktabzüge? Wer aus seinen Fehlern lernt, verbessert sich kontinuierlich.
Die mündliche Prüfung macht etwa 40 % der Endnote aus – eine große Chance, aber auch eine Herausforderung. Viele Referendare unterschätzen den Aktenvortrag, der oft über die gesamte Prüfung entscheidet.
Häufige Fehler in der mündlichen Prüfung:
Eine gute Vorbereitung beinhaltet daher regelmäßige Probevorträge, sei es in der AG oder im privaten Kreis. Auch das Verfolgen aktueller Rechtsprechung kann helfen, da in der Prüfung oft Bezüge zu aktuellen Fällen hergestellt werden.
Nicht jedes Skript oder Repetitorium ist wirklich hilfreich. Für das zweite Examen lohnen sich Materialien, die praxisnah und klausurorientiert sind.
Besonders bewährt haben sich:
Wer sich für ein Repetitorium entscheidet, sollte darauf achten, dass es auf das zweite Examen zugeschnitten ist. Viele Anbieter haben spezielle Kurse, die sich auf die Klausurtechnik und das Schreiben von Examensentscheidungen fokussieren.
Das Assessorexamen ist anspruchsvoll, aber mit der richtigen Strategie gut zu bewältigen. Eine strukturierte Planung, gezieltes Klausurtraining und eine intensive Vorbereitung auf die mündliche Prüfung sind die Schlüssel zum Erfolg.
Wer früh beginnt, seine Zeit gut einteilt und sich regelmäßig selbst testet, kann das zweite Examen mit Selbstbewusstsein angehen. Entscheidend ist, den Lernprozess aktiv zu gestalten und sich gezielt auf die Anforderungen der Prüfung einzustellen.
Mit einer klaren Strategie und konsequentem Training steht dem erfolgreichen Abschluss nichts im Weg.